top of page
AutorenbildGSF Team

Fast Lane für die EU-Taxonomie - Ein Diskussionsbeitrag und Kommentar zu den Chancen der EU-Taxonomie von Roland Keich

Auf dem Mitteldeutschen Immobilientag des BFW am 29.10.2024 in Leipzig stand die Frage von Nutzen und Chancen von QNG, Taxonomie und ESG im Mittelpunkt. Von vielen Referent:innen wurde die Notwendigkeit von ESG und EU-Taxonomie in ihren Vorträgen herausgearbeitet. Damit zeigt sich, dass der Nachhaltigkeitsbegriff verstärkt Einzug in die Diskussion findet. Als GSF sehen wir für die Immobilienwirtschaft nach einer Einführungsphase, die auch mit Anstrengungen und Neuausrichtung verbunden sein wird, eine Fülle von Chancen:

 

Dass die EU-Taxonomie als europaeinheitliches System der Nachhaltigkeitsklassifizierung zunehmend ihren Einzug in alle Wirtschaftsbereiche finden wird - darüber waren sich die Referent:innen einig; sei es über die Bankenfinanzierung, Nachhaltigkeitsberichterstattung, als Nachhaltigkeitsnachweis oder auf anderem Wege. "Sie ist gekommen, um zu bleiben", so der einheitliche Tenor.

 

Noch wirkt sie nicht disruptiv auf die bestehenden Zertifizierungssysteme, wenn die Märkte mehr wahrnehmen, dass es eine kostengünstigere und weniger aufwendige Alternative zu umfangreichen Zertifizierungen, QNG-Nachweisen oder anderen individualisierten Systemen ist, kann es anders aussehen. Die Zertifizierer integrieren derzeit auch die Taxonomie-Verifikation in ihr Portfolio. Die Regelungen der EU-Taxonomie selbst schrecken in der Immobilienwirtschaft teils noch ab, wirken zunächst so umfangreich, weil in den Verordnungen eine Vielzahl von Branchen betroffen sind. Letztendlich ist es ein Regelwerk für die Transformation der europäischen Wirtschaft und ist entsprechend umfangreich. Die konkreten Wirtschaftstätigkeiten der Bau- und Immobilienwirtschaft sind deutlich übersichtlicher. So sind bei Neubau die energetischen Anforderungen vertretbar: 10% unter gesetzlichem Standard (GEG), dies ist relativ leicht erreichbar, bauen doch viele Unternehmen besser als GEG aber schlechter als Effizienzhaus 40. Gerade für diese breite Gruppe an Projekten bietet die Taxonomie eine Chance, ihre Nachhaltigkeit nachzuweisen. 

 

Wer die Anforderungen durcharbeitet, wird in den Themen der Baustoffe und Kreislaufwirtschaft noch ein paar Herausforderungen finden, die bei weitem nicht unüberwindbar sind. Die Erfahrungen und neue Produkte wachsen gerade in diesem Bereich. Die Märkte ändern sich und damit sinken etwaige Hürden, wenn sie überhaupt welche sind. Und Planer:innen und Architekt:innen beginnen ebenfalls, sich die Taxonomie sukzessive zu erschließen. Hier braucht es noch Dynamik, um die Unternehmen zu unterstützen.

 

Die uneinheitlichen, teils willkürlich wirkenden Anforderungen beim Neubau von den regional zuständigen Bauämtern könnten durch die Taxonomie zu zunehmend vereinheitlichten Nachhaltigkeitsforderungen werden. Individueller Spielraum für die Unternehmen bleibt hier ausreichend, denn die Taxonomie ist in vielen Punkten technologieoffen. Dies wäre ein Weg fort von überbordenden, projektindividuellen Forderungen hin zu einer Anerkennung der europaeinheitlichen Taxonomie als Maßstab für deutsche Bauämter. Das wäre ein Befreiungsschlag zu Gunsten einer Vereinfachung durch Vereinheitlichung, die längst schon verfügbar ist. Mit der Taxonomie könnte der Gesetzgeber eine Fast Lane für Taxonomie-Projekte einrichten, da manche Punkte nicht mehr zeitaufwendig geprüft, sondern durch die Taxonomie-Verifikation durch die Zertifizierer schon erledigt wären. Ein Schritt zu mehr Neubau, auch wenn zunächst die Sorge bestünde, dass die Regularien höheren Aufwand bedeuten. Dies sollte zunächst einmal individuell untersucht werden. 

 

Auch als Nachhaltigkeitsnachweis für Immobilienprojekte mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bietet sich die Taxonomie an. Investor:innen und Nutzer:innen achten zunehmend auf Nachhaltigkeit bei Immobilien, selbst wenn dies noch nicht durchgängig spürbar wird - der Kurs ist eindeutig.

 

Im Gegensatz zum Neubau ist die Taxonomie im Bestand und insbesondere der Sanierung noch herausfordernder. Hier ruft es nach einen Taxonomie-Pfad parallel und verwoben mit dem Dekarbonisierungs-Pfad der Unternehmen. Damit werden nicht erst die best performance buildings eines Unternehmens als taxonomiekonform nur gewertet, sondern auch die Anstrengungen und Entwicklungen eines Bestands hin zur Klimaneutralität. Taxonomie- und Dekarbonisierungspfad gehören in der Investitionsplanung zusammen, gleichermaßen wie im Neubau ein Umdenken in der Planung und Konzeption zum taxonomiekonformen Bauen für die Unternehmen ein neuer Maßstab wird. Mit dieser Methodik sollten künftige Wertabschläge durch Nachhaltigkeitsrisiken bei den Immobilienbewertung vermieden und die Kreditversorgung dieser Immobilien gesichert werden. Wer frühzeitig auf taxonomiekonformes Bauen setzt, dynamisiert die Umstellung seines Geschäftsmodells auf Nachhaltigkeit und gewinnt Wettbewerbs- und Finanzierungsvorteile. Die Instrumente, Methodiken und Produkte sind bereits vorhanden, es braucht nur noch das Mindset in den Immobilienunternehmen.

32 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comentários


bottom of page